Bericht über das Bundesfilmfestival in Castrop-Rauxel (Autor: Volker Krieger)

Vom Ankommen, Bleiben und Weiterziehen

 Migration war ein Thema beim Bundesfilmfestival Doku in Castrop-Rauxel

Der Rittersaal in der Hotelanlage Vienna House Easy in Castrop-Rauxel war vom 03. bis 05. Mai 2019 zum zweiten Mal Veranstaltungsort für das BFF Doku, für dessen Organisation und Durchführung als Ausrichter der Filmklub Dortmund e.V. verantwortlich ist.

Schirmherr war auch diesmal der Bürgermeister von Castrop-Rauxel, Rajko Kravanja, der sich jedoch, weil er terminlich verhindert war, von der ersten stellvertretenden Bürgermeisterin Katrin Lasser entschuldigen und vertreten ließ. Sie besuchte das Festival am Morgen des zweiten Tages und wünschte in ihrer Begrüßung allen Autoren viel Medaillenglück.

 

Die AutorInnen nahmen uns in Reisedokumentationen mit auf die Nordseeinsel Borkum, nach Bopfingen im Nördlinger Ries, auf die Inseln Helgoland und Sansibar, zu den „Jaguarmenschen“ in Brasilien, ins Handelszentrum Harar am Horn von Afrika, in den Nepal, nach Lissabon, Chile und schließlich zu den geologischen Sensationen auf Island.

 

Es wurden mehrere Handwerksfilme präsentiert, von denen sich der Film „...am seidenen Faden“ von Wolfgang Volker dadurch besonders hervorhob, dass er uns fast beiläufig die Herkunft vieler Redensarten vom Weberhandwerk erläuterte.

 

Desweiteren sahen wir Reportagen z.B. über professionelle Filmaufnahmen für die Krimi-Serie „Soko Wismar“, über einen jungen Basketballer auf seinem Weg in die Professionalität und über die Herstellung und Errichtung eines neuen Mastes für das Hanse-Schiff „Lisa von Lübeck“.

 

Das Thema Migration fand sich in gleich drei Dokumentationen in unterschiedlicher Weise wieder:

Der Film „Vom Ankommen und Bleiben“ von Barbara u. Bernhard Zimmermann, Heinz-Werner Poelchau und Bruno Braun brachte uns in Interviews einige Düsseldorfer näher, deren Biografie durch ihre Migration aus einem fremden Land bestimmt ist: Sizilien, Griechenland, Taiwan, Iran und die Schweiz. Sie erzählen in diesem Film von gelungener bzw. gelingender Integration, was unserer Wahrnehmung der aktuellen Flüchtlingssituation sehr gut tut.

 

Auch die Reportage über den jungen Basketballer Tibor Taras zeigt uns solch eine erfolgreiche Integration („Tibor Taras - Basketball ist mein Leben“ von Christian Schäfer).

Und schließlich reiht sich der Film „Wo die Zukunft auswandert“ von Rainer Drews und Sabine Matz in dieses Themenfeld. Die Dokumentation beginnt mit einer Spielszene, die uns schildert, wie eine junge Familie in den 90er Jahren aus ihrer Heimat Bosnien vertrieben wird und zunächst in Deutschland (Wiesbaden) eine neue (Zwischen-) Heimat findet, um schließlich nach Australien auszuwandern.

Neben der persönlichen Geschichte über die Freundschaft der Autorin und des Autors mit dieser Familie berichtet der Film auch anschaulich über die historischen Zusammenhänge und Abläufe in den Gebieten des ehemaligen Jugoslawien seit der Kriege in den 90er Jahren. In den Augen der Jury ein „authentischer, bewegender und sehr gut recherchierter Film“ und deshalb der Auszeichnung mit einer Goldmedaille mit 5 Stimmen würdig.

 

Ebenfalls 5 Stimmen für Gold bekam die Dokumentation „Die Jaguarmenschen in Brasilien“ von Dr. Cord und Doris von Restorff. Hervorgehoben wurde hier die „neutrale Haltung“ der Filmemacher, die diesen Indianerstamm im Amazonasgebiet „ohne kulturelle Bewertung“ beobachten.

 

Die dritte Goldauszeichnung dieses Festivals ging an Anton Wallners Film „Zwei ungleiche Schwestern“. Der Autor wagt in seiner Dokumentationen einen Vergleich der beiden Inseln Helgoland und Sansibar, ausgehend von der Legende, dass der deutsche Kaiser zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Insel Helgoland im Tausch gegen die Insel Sansibar von den Engländern erhalten habe, weshalb dieser Vertrag der „Helgoland-Sansibar-Vertrag“ heiße. Dem sei nicht so gewesen, berichtigt Anton Wallner in seinem Film die Legende und nutzt dieses historische Missverständnis dazu, die Besonderheiten der beiden Inseln zu porträtieren.

 

Insgesamt 17 Mal vergab die Jury, bestehend aus Jürgen Richarz (Leitung), Agi Fleischmann, Dr. Stephan Vogel, Klaus Menzer, Wolfgang Thomas und Prof. Dr. Fritz Dannenmann, eine Bronze-Medaille. Sechs AutorInnen dürfen sich über eine Silber-Auszeichnung freuen und besagte drei AutorInnen (-Teams) über Gold.

 

Der Publikumspreis des Festivals geht an den Film „Lichtburg – Kinogeschichte(n) aus Lünen“ von Uwe Koslowski. In seiner Dokumentation wirft der Autor einen informativen und sympathischen Blick nicht nur auf die Geschichte der Lüner Kinos (stellvertretend die Lichtburg), sondern auch auf die allgemeine Geschichte des Kinos seit 1895.

 

Auch das BFF in Castrop-Rauxel bekam hohen Besuch von BDFA-Präsident Marcus Siebler, der am Freitag spätabends anreiste. Die Ausrichter vom Filmklub Dortmund bedanken sich dafür, und sie bedanken sich vor allem bei ihren Mitgliedern für die tolle Teamarbeit vor, während und nach dem Festival!

 

Unser herzlicher Dank gilt auch dem Vienna House Easy, das sich außerdem als Sponsor für das Festival engagierte.