Stimmen zum Online-Festival

Wir haben die Juroren des Bundesfilmfestivals Doku Castrop-Rauxel 2020 gebeten, von ihren Erfahrungen mit dem Online-Verfahren zu berichten - hier sind ihre Äußerungen


Adalbert Becker, Juryleitung bzw. koordinierende Aufgaben

 

 

"Natürlich ist eine öffentliche Diskussion auf der Strecke geblieben. Die Stärke dieser öffentlichen Diskussion ist, dass es fast wie ein Workshop zur Filmgestaltung wirkt, wenn die Juroren sehr fachlich analysieren und eine andere Sicht der Dinge zum Film unserer Autoren bringen.

Diese Zeit wird wiederkommen und ich freue mich jetzt schon darauf, Euch bei diesen Diskussionen wieder zu sehen und zu sprechen.

 

Respekt von meiner Seite auch allen Autoren, die nicht müde werden, uns andere und neue Geschichten zu erzählen. Der Ideenreichtum scheint nicht zu enden. Handwerklich werden ihre Filmwerke präziser.

Man spürt auch, dass die Autoren auf die Juroren-Empfehlungen hören und sie in ihren Filmen handwerklich und dramaturgisch richtig umsetzen. Ich bin schon so viel Jahre dabei und doch lerne ich immer wieder etwas Neues dazu.“

 


Renate Korte

 

"Es war eine neue Erfahrung für mich, ein Festival auf diese Art und Weise zu besuchen.

Es ist für die Jury eine enorme Umstellung, die Filme zu betrachten ohne die anschließende Diskussion untereinander. In der Bewertung hatte, so meine ich, keiner von uns eine Unsicherheit verspürt. Aus den Mails konnte ich lesen, dass jeder Juror seine Meinung beim Betrachten gebildet hatte. Unterschiedliche Bewertungen gibt es auch immer bei den Festivals der bisher gewohnten Art mit Publikum und den Autoren.

Ich kann mir aber vorstellen, dass es für die Autoren nicht einfach ist, die Bewertungen nachzuvollziehen, da es keine öffentliche Diskussion oder einen Meinungsaustausch der Jury geben konnte.

 

Der Filmklub Dortmund hat das Beste aus der Situation gemacht, und die Vorbereitungen waren für mich in der Jury ausgesprochen professionell durchgeführt. Ich habe alle erforderlichen Unterlagen rechtzeitig erhalten und hatte genug Zeit in Ruhe die Filme zu betrachten und zu bewerten. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und war mir eine Ehre, dabei zu sein, auch wenn viele Kilometer zwischen uns lagen."

 


Marc Eggers

 

"In meiner Funktion als Juror war ich bestrebt, die richtigen Entscheidungen und Bewertungen zu treffen. Genauso wie die Ausrichter dieses Festivals, die einen neuen Weg gegangen sind. Jeder neue Weg, den wir beschreiten, beinhaltet dabei auch die Möglichkeit des Scheiterns.

Es ist unglaublich, wenn man sich die schönen Filme anschaut, die sich hier jährlich versammeln. Auch dieses Jahr wieder. Was für tolle Filme. Mir ist bewusst, jeder Film braucht zunächst Mut und Risikobereitschaft.

Großartige Leistungen von den Autoren, Kameraleuten, Sprechern, Ehefrauen und Freunden, aber auch von den Veranstaltern und Verantwortlichen. Ihr seid ein Teil eines Ganzen, weil diese Festival nur im Team excellente Ergebnisse erzielen konnte.

 

Natürlich fehlt mir das Festivalfeeling - die Wirkung des Film auf großer Leinwand, wo das Bild anfängt zu leben, ist etwas anderes als Zuhause am Monitor. Und so hoffe ich, dass wir demnächst wieder gemeinsam Filmfestivals anschauen können, auch wenn dadurch die Arbeit eines Juror deutlich schwieriger wird."

 


Werner Fitzek

 

"Was hätten wir doch gemeinsam vor Ort für schöne Stunden verleben und nach getaner Juryarbeit abends mit Euch gemeinsan immer mal wieder einen "Dortmunder Tropfen" genießen und "Klönschnak" halten können. Aber die Dinge sind nun mal, wie sie sind. Unter diesen Umständen habt Ihr Dortmunder uns in der Juryarbeit perfekt unterstützt. Und wenn ich perfekt schreibe, meine ich perfekt. Frühzeitig die Filme erhalten, ohne Zeitdruck bewerten, immer bestens informiert zu sein, besser kann man es nicht machen. Herzlichen Dank an Euch alle im Dortmunder Filmklub.

Das einzige Negative für Euch ist, sollte so etwas noch mal vorkommen - wir wollen es nicht hoffen - Ihr könnt Euch nicht mehr steigern. Der erste Anlauf ohne Probe und Erfahrung war von Euch perfekt organisiert!"

 


Antoni Skorniewski

 

"Ich glaube, dass wir rückblickend um eine besondere Erfahrung reicher geworden sind. Besondere Zeiten erfordern auch besondere Maßnahmen. Die von Euch gewählte Form des Filmfestivals war für mich sehr spannend. Natürlich mussten wir die Kaffeepausen selbst organisieren. Aber die schönen Filme anzusehen und zu beurteilen, konnte man sehr entspannt vornehmen. Wir hatten wirklich viel Zeit. Das System mit der Excel-Tabelle hat sich bewährt. Da ich im Auswahlgremium war, konnte ich recht einfach die Tabelle erweitern und die Meldungen berechnen. Als besonders bereichernd fand ich, dass man sich alle Bundesfilmfestivals online anschauen konnte. Mir persönlich hat es viel Freude gemacht. Ich bin jederzeit wieder dabei."